Hallo Beni, du bist seit einigen Wochen gewählter Personalvertreter und neuer Referent für Ärztinnen und Ärzte in der Hauptgruppe 2 des gesamten Wiener Gesundheitsverbundes (WiGeV). Was hast du dir für diese verantwortungsvolle Aufgabe vorgenommen?

Beni Glaser: Ich habe mir viel vorgenommen. Meine erste Initiative war es, ein Konzept zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsdienstposten im WiGeV, dass ich schon vor einiger Zeit erarbeitet hatte, erfolgreich umzusetzen.

Das Thema zusätzliche Ausbildungsstellen war ja in den letzten Jahren schon oft im Gespräch. Wie bist du konkret an die Sache herangegangen?

Beni Glaser: Ich habe zuerst ein Konzept für die Klinik Donaustadt erarbeitet. Dabei habe ich die bestehenden Ausbildungs- und Facharztposten genau analysiert und berechnet, in welchem Ausmaß wir aufstocken können, ohne die Qualität der Ausbildung zu gefährden. Es war mir besonders wichtig, sicherzustellen, dass die neu geschaffenen Posten auch tatsächlich für die Ausbildung genutzt werden und nicht nur die Gesamtzahl der Dienstposten erhöhen.

Was hat deine Analyse in der Klinik Donaustadt ergeben?

Beni Glaser: In der Klinik Donaustadt zeigte sich ein sehr gutes Verhältnis von 1:1,7 Fachärztinnen und Fachärzten pro Ausbildungsärztin und -arzt. Das bedeutet, dass genügend erfahrene Kolleginnen und Kollegen vorhanden sind, um die Auszubildenden effektiv zu betreuen. Die Zahlen aus Donaustadt zeigten, dass der Facharztschlüssel kein Hindernis darstellt. Vielmehr muss die Magistratsabteilung der Stadt überzeugt werden, da die Ausbildungsstellen seit einiger Zeit von der Stadt Wien und nicht mehr wie früher von der Ärztekammer genehmigt werden.
Meine Berechnungen ergaben, dass wir in der Klinik Donaustadt mindestens 23 zusätzliche Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung Allgemeinmedizin aufnehmen kön
nten ohne Qualitätsverlust für die Ausbildung oder Stehzeiten für die Kolleginnen und Kollegen.

Wie viele zusätzliche Ausbildungsplätze konnten durch das Konzept geschaffen werden?

Beni Glaser: Nachdem ich mein Konzept der Generaldirektion übermittelt und erläutert hatte, wurde es auf alle Kliniken im WiGeV ausgeweitet. Im Rahmen des „Personalpakets 1“, das in Zusammenarbeit mit der younion entstanden ist, wurden auf Grundlage meiner Berechnungen insgesamt 123 zusätzliche Dienstposten in allen Kliniken geschaffen. Diese Posten sind nicht temporär, sondern dauerhaft angelegt und werden zentral von der Generaldirektion verwaltet. So stellen wir sicher, dass sie auch tatsächlich für die Ausbildung genutzt werden und nicht von den Häusern nach Belieben umgewandelt werden, wie es in der Vergangenheit leider zu oft der Fall war.

Neben der Ausbildung für Allgemeinmedizin, konnten auch weitere Ausbildungsposten für andere Fächer geschaffen werden. Wer hat noch von der Ausbildungsoffensive profitiert?

Beni Glaser: Besonders stolz bin ich darauf, dass bei der Verteilung der Posten darauf geachtet wurde, Mangelfächer besonders zu berücksichtigen. So entfallen beispielsweise 60 der neuen Stellen auf die Allgemeinmedizin und 16 auf die Anästhesie, sowie 14 auf Psychiatrie. Weiteres wurden kleine Fächer und jene mit künftig hohem Personalbedarf ebenfalls berücksichtigt (z.B. Radioonkologie, Radiologie, Pathologie).

Was sind die nächsten Schritte, die ihr als Personalvertretung bzw. Gewerkschaft plant?

Beni Glaser: Es geht uns als Personalvertretung und Gewerkschaft nicht nur darum, mehr Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung zu bringen. Ebenso wichtig ist es, die Qualität der Ausbildung zu sichern. Dazu fordern wir, dass mehr Zeit für die Ausbildung freigestellt wird und dass die Tätigkeit der Ausbildnerinnen und Ausbildner entsprechend honoriert wird. Gemeinsam mit dem WiGeV arbeiten wir bereits an neuen Karrieremodellen, die eine gezielte Förderung der Ausbildung durch Oberärztinnen und Oberärzte ermöglichen sollen.

Ein großes Anliegen von euch ist auch die Einbindung der Ausbildung in die reguläre Dienstzeit. Warum ist das so wichtig?

Beni Glaser: Ausbildung ist Dienstzeit – sowohl für die Auszubildenden als auch für die Ausbildnerinnen und Ausbildner – und muss auch als solche im Dienstplan berücksichtigt werden. Das ist ein zentrales Anliegen, um die Ausbildungssituation langfristig zu verbessern.

Was erhoffst du dir von diesen Maßnahmen für die Zukunft?

Beni Glaser: Mit diesen Maßnahmen können wir die Ausbildungssituation langfristig verbessern und gleichzeitig sicherstellen, dass wir in den Wiener Kliniken auch in Zukunft gut ausgebildete Fachärztinnen und Fachärzte haben.