
Fakt ist, dass eine Terminvereinbarung bei einem Arzt/einer Ärztin immer schwieriger wird. Dies gilt insbesondere bei den niedergelassenen Kassenärzt:innen.
Wieso das der Fall ist, ist leicht erklärt: Die österreichische Bevölkerung wächst rasant und wird älter und damit auch kränker, was einen steigenden Bedarf an ärztlicher Leistung zur Folge hat. Gleichzeitig werden die Kassenverträge aus Spargründen von der Sozialversicherung reduziert. Vergeblich weist die Ärztekammer seit Jahren auf diese Entwicklung hin und fordert zusätzliche Kassenverträge und eine Erweiterung der finanzierten Leistungen.
Die Sozialversicherung will aber die Faktenlage nicht zur Kenntnis nehmen und sucht nach Schuldigen. Idealerweise sind dies die geldgierigen Ärztinnen und Ärzte und hier insbesondere die Wahlärzt:innen, die immer mehr werden. Gäbe es ausreichend Kassenärzt:innen und wären die Rahmenbedingungen in einem Kassenvertrag besser, würde es weniger Bedarf an Wahlärzt:innen geben. So einfach ist das!
Diese Situation ist aus verständlichen Gründen für die Beitragszahler:innen, die nicht die versprochenen Leistungen erhalten und immer öfter privat zahlen müssen zurecht unbefriedigend. Die Sozialversicherung, die sehr wohl die Wahrheit kennt, hat mit den Wahlärzt:innen offenbar einen Sündenbock gefunden, der für die Missstände verantwortlich gemacht wird. Die meisten Wahlärzt:innen betreiben aber zusätzlich zu ihrer Tätigkeit in einem Krankenhaus nur eine kleine Ordination, um ihren Patientinnen und Patienten mehr Zeit entgegenbringen zu können, als es in einer Kassenpraxis möglich wäre. Zudem ist eine Anstellung in einem öffentlichen Spital (zumindest mehr als 10h) und das Betreiben einer Kassenordination gleichzeitig nicht möglich. Zu viele Vorgaben und Beschränkungen existieren seitens der Arbeitgeber und der Gesundheitskasse. Das Betreiben einer Wahlarzt-Ordination ist also nicht verwerflich, sondern eine Folge des unattraktiven Kassensystems und deren Vorgaben und Beschränkungen.
Primitive Schuldzuweisung bringt wenig, insbesondere keine Verbesserung der Versorgung. Wir sollten nach objektiver Problemanalyse gemeinsam Lösungen erarbeiten und umsetzen. Vielleicht gelingt es auch die Verantwortlichen der Sozialversicherung davon zu überzeugen.
Was aber allen klar sein sollte ist: Billiger wird es nicht!