Die nun beschlossenen Pensionserhöhungen aus dem Wohlfahrtsfonds von 3% sind in Anbetracht der derzeitigen Inflation eher einem Verlust gleichzusetzen.
Durch unseren Antrag ist also eine weitere Erhöhung der Pensionen nun weiterhin möglich, sodass nach Abschluss der Honorar- und Gehaltsverhandlungen eine Neuberechnung der möglichen Höhe erfolgen und im Verwaltungsausschuss beschlossen werden kann.

Die Ärztekammer bezieht als Standes- und Interessenvertretung von allen Ärztinnen und Ärzten monatliche Fixbeiträge im Sinne der Kammerumlage. Mit diesen Beiträgen wird ein Großteil der Ausgaben gedeckt. Da es sich für alle Ärztinnen und Ärzte um Pflichtbeiträge handelt, sollte im Sinne einer größtmöglichen Transparenz ein Fragerecht für eben alle diese einzahlenden Mitglieder bestehen.

Da insbesondere die Gesundheitsberufe, allen voran die Ärztinnen und Ärzte in vergangenen zwei Jahren Pandemie besonders gefordert waren – Arbeiten unter besonderen Schutzmaßnahmen an infektiösen Patient:innen, während viele andere Berufsgruppen im Lockdown oder Homeoffice waren – wäre ein Reallohnverlust für diese Berufsgruppen schon gar nicht nachvollziehbar.

Von Lisa Leutgeb

Meinen ersten Kontakt mit der Ärztekammer hatte ich, wie viele andere auch, im Zuge meines Eintrags in die Ärzt:innenliste. Ich war motiviert, mich etwas intensiver mit der Organisation, in der ich nun Mitglied bin, auseinanderzusetzen. Leider habe ich aber schnell festgestellt, dass es für mich, trotz regen Interesses, äußerst schwierig war, nützliche Informationen beziehungsweise ein Basiswissen zu Struktur und Funktion der Ärztekammer sowie zum Wohlfahrtsfonds zu bekommen.

Informationen zum Aufbau der Ärztekammer, konkret dass diese aus zwei verschiedenen Kurien – jene der angestellten sowie jene der niedergelassenen Ärzt:innen – besteht, welche sich noch einmal in jeweils zwei weitere Sektionen unterteilen, findet man rasch auf der Homepage. Gleiches gilt für die Existenz einer Vollversammlung sowie eines Präsidiums, eines Präsidenten sowie eines Vorstands. Was die Ärztekammer im Konkreten für mich und meine Kolleg:innen tut und woran gerade gearbeitet wird, war für mich jedoch schwer herauszufinden.

So gibt es in der Ärztekammer beispielsweise über 75 verschiedene Referate – vom Referat für medizinische Fortbildung über das Referat für Schulärzt:innen bis hin zum Referat für Umweltmedizin. All diese Gremien treffen sich zu Sitzungen und arbeiten an diversen für uns wichtigen Themen. Durch die Veröffentlichung der Tätigkeitsberichte auf der Homepage der Ärztekammer wurde unter Präsident Thomas Szekeres ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz gesetzt. Jedoch bleiben Protokolle zur Teilnahme an Sitzungen sowie zum Abstimmungsverhalten weiter unveröffentlicht. Das ist schade, zumal gerade eine Organisation, deren Mitgliedschaft verpflichtend ist, besonders in der Pflicht stehen sollte, ihre Mitglieder über sämtliche Tätigkeiten möglichst umfassend zu informieren. Da für die Arbeit, die die Kolleg:innen in all diesen verschiedenen Gremien erledigen, auch Geld ausbezahlt wird, wäre es wichtig, sowohl den Outcome der Arbeit als auch die dafür nötigen Aufwendungen so transparent wie möglich zu gestalten.

Spricht man erfahrenere Kolleg:innen auf den Wohlfahrtsfonds an, hört man sowohl: „Um Gottes Willen, lass mich damit bloß in Ruhe!“, als auch „wenn du den Wohlfahrtsfonds verstehen würdest, würdest du sogar Punkte nachkaufen, weil das wirklich eine gute Sache ist.“ Leider habe ich das Gefühl, dass dieses komplexe Thema von alleine schwierig zu verstehen ist. So bin ich, wie wahrscheinlich viele andere Kolleg:innen auch, nach einigen Monaten erst einmal ratlos vor dem gelben Zettel gesessen, der meine Bezüge von vor drei Jahren wissen wollte. Die Serie zur Erklärung des Wohlfahrtsfond in „Doktor in Wien“ auf die mich unser Präsident dann hingewiesen hat, hat vieles erklärt. Information in dieser Form sollte regelmäßiger veröffentlicht und leichter zu finden sein. 

Dass der Wohlfahrtsfonds nicht nur eine Pensionszusatzversicherung darstellt, sondern viele andere Leistungen (Invaliditäts-, Witwer-, Witwen- und Waisenversorgung sowie Partusgeld, Kinderunterstützung und Krankenunterstützung) bietet, und was das für mich langfristig bedeutet, wurde mir durch den kleinen Flyer, der mir nach meiner Eintragung überreicht worden war, leider auch nicht bewusst. Diesen Flyer würden wir in Zukunft also gerne überarbeiten und vervollständigen. Noch besser wäre freilich die Digitalisierung dieser Information bis hin zu einer App, die alle Fragen beantwortet und in der man die Daten der Vorjahre melden und die jeweiligen derzeitigen Ansprüche auch sehen kann. 

Wir leben in einem Zeitalter, in welchem Informationen schnell und einfach zugänglich gemacht werden können. Gerade eine Organisation wie die Ärztekammer hat enormes Potenzial, ihren Mitgliedern durch Digitalisierung und Transparenz ein noch viel inklusiveres und besser auf sie zugeschnittenes Angebot zu liefern. Niemand, der etwas leistet, muss sich für seine Leistung verstecken. Wir alle können von einem Mehr an Information nur profitieren. Schließlich leben Organisationen gerade von der Partizipation und dem Interesse ihrer Mitglieder. Genau das können wir in den kommenden Jahren umsetzen und erreichen, wenn wir uns vornehmen, die Mitglieder von Anfang an über Struktur, Angebote und Arbeitsweise der Ärztekammer noch ausführlicher und transparenter zu informieren.

Wir vom Team Szekeres sind jedenfalls bereit dafür.

Klaus Wirtinger im Team Szekeres für Ärztekammerwahl in Wien 2022
Von Klaus Wirtinger
von Hamid Schirasi-Fard

Kaum ein Begriff erfreut sich derzeit medial einer höheren Popularität als jener der Versorgungsrelevanz. Völlig unstrittig ist, dass diese Beschreibung seit jeher auf die Ärzt:innenschaft zutrifft. Mit dem vorliegenden Text ist es uns als Team Szekeres ein besonderes Anliegen, auch auf die oftmals verschwiegene Bedeutung von Kolleg:innen ohne Kassenvertrag hinzuweisen.

Wahlärzt:innen sind unter anderem versorgungsrelevant, weil sie eine beachtliche und immer größer werdende Zahl an Patient:innen betreuen, die somit nicht die Kassenordinationen aufsuchen. Auf diese Weise wird Kassenärzt:innen gewissermaßen der Rücken freigehalten, und Patient:innen dürfen sich über ausreichend Behandlungszeit in den Ordinationen freuen – zweifellos ein absoluter Mehrwert.

Auch tragen Wahlärzt:innen zu einer beträchtlichen finanziellen Entlastung des Gesundheitssystems bei, indem sie nur einen Bruchteil ihres Honorars einbehalten und viele Patient:innen aus Gründen des Komforts, oder weil sich der Aufwand für sie schlichtweg nicht lohnt, letztlich auf die Rückerstattung des Kassentarifs verzichten. Das Geld verbleibt somit bei den Kassen.

Im Lichte der genannten Aspekte ist das geringe Engagement der Ärztekammer in puncto Wahl:ärztinnen doch einigermaßen verwunderlich. Es ist festzustellen, dass die Kurie der niedergelassenen Ärztinnen die Anliegen der Kolleg:innen ohne Kassenvertrag nicht ausreichend im Fokus hat. Das Team Szekeres will unter anderem hier ansetzen und eine bessere Vertretung der Wahlärzt:innen sicherstellen. So sprechen wir uns unter anderem für eine dringend benötigte höhere Rückerstattung von Sozialversicherungsbeiträgen aus.

Von Philipp Knasmüller
Thomas Szekeres für die Ärztekammerwahl Wien 2022
und Thomas Szekeres

Die andauernde psychische Belastung durch die Corona-Pandemie geht an Patient:innen und Ärzt:innen nicht spurlos vorbei. Laut einer aktuellen Publikation in „The Lancet Psychiatry“ litt nahezu ein Viertel (23.9 %) der an Covid-19 erkrankten Patient:innen innerhalb eines halben Jahres an einer Angststörung, affektiven oder psychotischen Störung – in 8,2 % der Fälle als Erstdiagnose.

Den steigenden Patient:innenzahlen steht ein sukzessiver Personalmangel entgegen – seit Jahren fehlt es an Fachärzt:innen und Ärzt:innen in FA-Ausbildung. Diese absehbare Entwicklung kulminiert in der aktuellen Mangelversorgung, die insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Versorgung der Jüngsten unserer Gesellschaft, eklatante Ausmaße und für Patient:innen und Ärzt:innen unzumutbare Zustände annimmt. Es wurden bereits Gefährdungs- und Überlastungsanzeigen eingebracht, Wartezeiten für Behandlungen ohne „akute Gefährdung“ steigen oder werden gänzlich in den niedergelassenen Bereich abgeschoben, beträchtliche Pensionierungswellen von Psychiater:innen stehen bevor, und durch den massiven FÄ-Mangel ist es den Ausbildungsverantwortlichen erheblich erschwert die erforderlichen Ausbildungsbedingungen zu gewährleisten.

Systemischer Mangel trotz Mangelfachverordnung

Die Fächer „Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin“ und „Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin“ sind bereits 2015 durch das Gesundheitsministerium zu „Mangelfächern“ erklärt worden. Im aktuellen Rechnungshofbericht zur Ärzteausbildung (Dezember 2021) werden abermals die erhebliche Unterversorgung und die zu geringe Anzahl an psychiatrischen Fachärzt:innen beschrieben. Trotz der offenkundigen Missstände konnten laut RH-Überprüfung seit Inkrafttreten der Mangelfachverordnung österreichweit (!) nur 30 zusätzliche Ärzt:innen (7.7 %) überzeugt werden, die Ausbildung in den beiden Mangelfächern zu beginnen.
Folglich drängt der Rechnungshof, bei unzulänglichen Ausbildungskapazitäten „Maßnahmen für eine wirksame, bedarfsorientierte Nachwuchssteuerung zu erarbeiten“.

Entgegen der Zielsetzung sehen sich Ärzt:innen in psychiatrisch-fachärztlicher Ausbildung mit äußerst unattraktiven Arbeits- und Ausbildungsbedingungen konfrontiert!
Neben der psychiatrischen Ausbildung ist die psychotherapeutisch-medizinische Ausbildung eine fundamentale Säule des fachärztlichen Kompetenzerwerbs und unerlässlich für die ärztliche Betreuung psychiatrischer Patient:innen.  Entsprechend der Ärzteausbildungsordnung sind eine fundierte theoretische und vertiefend-praktische Ausbildung in psychotherapeutischer Medizin Pflichtbestandteile der Fachärzt:innenausbildung. Eben diese Pflichtbestandteile (!) der Ausbildung werden jedoch nicht als Dienstzeit gerechnet, um auf supranationaler Ebene erstrittene Höchstgrenzen der Arbeitszeit zu umgehen, und müssen häufig an Wochenenden und Abenden in der Freizeit geleistet werden.

Fachärzt:innen, die den dringenden Personalmangel an den psychiatrischen Abteilungen ausgleichen sollen, müssen zuvor hunderte Arbeitsstunden – zumindest 590 Ausbildungseinheiten und 125 Stunden psychotherapeutisch-medizinischer Patient:innenführung unter Supervision, samt detaillierter Dokumentation und Fallvorstellungen – unentgeltlich leisten. Lediglich 80 Ausbildungseinheiten und Dienststunden werden für Auszubildende an psychiatrischen Abteilungen des Wiener Gesundheitsverbundes regulär finanziert.

Zusätzlich zu dem zeitlichen Aufwand müssen die Kosten für Vortragende, Supervidierende sowie deren Organisation (in Höhe von meist > 15 000 €/ Ärzt:in) durch die Auszubildenden selbst getragen werden, und es gibt nur mangelhafte Kompensationskonzepte. Somit werden die als Ausbildungsstätten anerkannten Wiener Spitäler ihrer Verpflichtung zur Gewährleistung der fachlichen Erfordernisse nicht gerecht!

Wir stellen klar: Ausbildungszeit ist Dienstzeit!

Wir fordern die umgehende sowie vollständige Anrechnung der verpflichtend zu absolvierenden Ausbildungszeiten als Dienstzeit!
Um zusätzliche Ärzt:innen für die Ausbildung in den Mangelfächern „Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin“ und „Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin“ zu gewinnen, sind eine bessere Finanzierung der Ausbildung, eine Mangelfachzulage für Ärzt:innen in Ausbildung und Fachärzt:innen sowie flexiblere, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle erforderlich!

In den letzten Jahren hat sich klar gezeigt, dass es im Rahmen der Bemühungen zur Geschlechtergleichstellung einer tiefergehenden Veränderung eines traditionell gewachsenen weiblichen Rollenbilds bedarf. 

Von Kurt Frey
Noufah Badi im Team Thomas Szekeres für Ärztekammerwahl in Wien 2022
und Noufah Badi

So ist es nicht ausreichend, Führungspositionen für Frauen bloß zugänglich zu machen. Vielmehr bedarf es einer aktiven Begleitung und Unterstützung bei der Entwicklung eines Selbstverständnisses sowie eines neuen zeitgemäßen Rollenbilds, um die Bereitschaft von Frauen, sich in verantwortungsvollen Funktionen zu engagieren, zu heben.

Auf Initiative des Referats für Gender Mainstreaming und Diversity Management rief die Wiener Ärztekammer im Herbst 2020 als diesbezügliches Pilotprojekt ein Mentoringprogramm ins Leben.

Dieses setzt drei Schwerpunkte:

  1. Den Kern des Mentorings bildet eine individuelle, zielgerichtete Patenschaft zwischen Mentorin und Mentee. Als Mentorin fungiert dabei eine berufserfahrene Ärztin in gehobener Position, die über einen festgelegten Zeitraum gezielt die Entwicklung einer Nachwuchskraft unterstützt und fördert.
  2. Die Mentees, junge Ärztinnen, entwickeln und stärken in Workshops und Einzelcoachings ihre persönlichen Kompetenzen und erarbeiten ein zeitgemäßes Rollenbild.
  3. Netzwerken als Karriereförderung: Wie Erfahrungen in anderen Bereichen gezeigt haben, sehen Frauen den Nutzen von Netzwerken mehr auf privater Ebene als im beruflichen Kontext. Ziel ist es also, den Nutzen männlich dominierter Netzwerke in solche mit entsprechender Beteiligung von Frauen zu integrieren.

Das gegenständliche Pilotprojekt ist auf ein Jahr befristet und wird nach Abschluss evaluiert.

Das Team Szekeres wird sich dafür einsetzen, dass Mentoring für Frauen auch nach der Ärztekammerwahl 2022 in zielgerichteten Projekten fortgeführt und ausgebaut wird. Wir betrachten dies als einen fundamentalen Baustein, der es ermöglicht, junge Ärztinnen im Beruf zu halten und somit dem demografischen Wandel in unserem Berufsstand entgegenzuwirken.

Von Paul Schönfeld
Thomas Szekeres für die Ärztekammerwahl Wien 2022
und Thomas Szekeres

Was soll junge Kolleg:innen, die den Weg in die Selbständigkeit erwägen, derzeit motivieren, sich für die Eröffnung einer Kassenordination zu entscheiden? Bis auf Zyniker wird wohl niemand auf die Idee kommen, an dieser Stelle die finanziellen Vorzüge und Möglichkeiten ins Treffen zu führen. Die einschlägigen Tarife haben sich in den letzten Jahrzehnten keineswegs zum Besseren verändert, vielmehr kann hier eine Geringschätzung ärztlicher Tätigkeit verortet werden – ein Umstand, der ob des vorherrschenden Mangels an Kassenärzt:innen gleichermaßen unbegreifbar wie unerträglich ist.

Der zentrale Punkt dieser Problematik ist ein äußerst tiefgreifender. Die Geldgeber haben ein fragwürdiges Umverteilungssystem etabliert, mit dem es regelmäßig gelingt, die Ärzt:innenschaft zu entzweien. Sowohl Gesundheitspolitiker:innen als auch Kassen suggerieren, es gäbe nur einen begrenzten Topf, der für die Ärzt:innenschaft zur Verfügung steht. Würde man einer Sparte mehr zugestehen, müsste wiederum eine andere auf Geld verzichten. So wird nicht nur eine angemessene Bezahlung verhindert, sondern auch Spaltung betrieben. Insbesondere werden dadurch gegenseitige Solidarität und ein gemeinsames Auftreten der Ärzt:innenschaft hintangehalten.

Von Dämpfungspfaden und fragwürdigen Behauptungen

Immer wieder fällt in diesem Zusammenhang auch der Terminus „Dämpfungspfade“. Man müsse die Zukunft so gestalten, dass die Ausgaben gedämpft werden. Im Klartext bedeutet dies, dass die Versicherung nicht mehr Geld für ihre Versicherten ausgeben will. Es wird nicht verhandelt, wieviel eine Ärztin bzw. ein Arzt für eine spezielle Tätigkeit bzw. Untersuchung bekommen soll, sondern stets das Gesamte. Ist damit zu rechnen, dass eine Untersuchung in Zukunft öfter durchzuführen ist, wird der Wert dieser Position mit der zu erwartenden Frequenzsteigerung korreliert. Das führt wiederum dazu, dass die einzelne Ärztin bzw. der einzelne Arzt für diese Untersuchung nicht mehr Geld bekommt, weil argumentiert wird, dass diese Position in der Gesamtheit, allein durch die gesteigerte Anzahl an Patient:innen, für die Versicherung teurer wird. Dass sich die betroffenen Kolleg:innen davon nichts kaufen können, liegt auf der Hand.

Nicht zuletzt wird immer wieder beklagt, es würden schlichtweg die für wichtige Erhöhungen, bzw. konkret auch eine Attraktivierung des Kassenärzt:innenberufs benötigten, finanziellen Mittel fehlen. Hierbei handelt es sich um eine Behauptung, die nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer Impflotterie, für die plötzlich eine Milliarde Euro ausgeschüttet werden kann, nicht einmal ansatzweise haltbar ist.

Wie die Kassen Geld anhäufen

Neben seltsamen Entblößungen dieser Art existieren jedoch unzählige weitere Anknüpfungspunkte, die der Argumentation der fehlenden Gelder den Boden entziehen. So ist unstrittig, dass Wahlärzt:innen dem System helfen, Unmengen an Kosten einzusparen. So bezahlen Patient:innen in der Privatmedizin ihre Versicherungen selbst und erhalten nur einen Bruchteil der Kosten, die den Kassen bei einer entsprechenden Behandlung erwachsen würden, refundiert. Nicht zuletzt verzichten viele der Patient:innen aus Gründen des Komforts zudem gänzlich auf die Rückerstattung des Kassentarifs. Hinzu kommt, dass der Entfall von Wartezeiten mehr Patient:innen zu Behandlungen motiviert, wodurch wichtige Präventionsarbeit geleistet wird. Ein Umstand, der dem System wiederum beim Sparen hilft. Das solcherart lukrierte Geld verbleibt bei den Krankenkassen. Diese dürfen sich über Gewinne gleichermaßen wie über stattliche Zuschüsse freuen.

Das Team Szekeres stellt fest, dass mit dem herrschenden Prinzip der Umverteilung ein Ausbrechen aus der Abwärtsspirale verunmöglicht wird. Um in Zukunft eine adäquate Versorgung mit Kassenärzt:innen gewährleisten zu können, werden sich Gesundheitspolitik und Kassen stark bewegen müssen. Jungen Ärzt:innen müssen wieder konkrete Perspektiven aufgezeigt werden, die eine Entscheidung pro Kassenordination ermöglichen.

Es braucht dringend eine Aufwertung

Als niederschwellige Ansprechpartner:innen, stets verfügbare Anlaufstelle für Patient:innen, Berater:innen in Sachen Prävention und Therapie sowie kompetente und gut erreichbare Anlaufstation für Gesundwerdung und Gesunderhaltung erfüllen Kassenärzt:innen eine unschätzbar wertvolle Funktion in unserer Gesellschaft. Die demographischen Daten, die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, aber auch die Art und Weise der medizinischen Behandlung von Patient:innen, welche sich als zunehmend komplex erweist, muss sich endlich auch in der Tarifentwicklung niederschlagen. Nicht zuletzt müssen Ärzt:innen als Berater:innen angesehen werden.

Der konkret in Planung befindliche Facharzt für Allgemeinmedizin und die daraus resultierende dringend erwartete Aufwertung des niedergelassenen Allgemeinmediziners, ausgestattet mit mehr fachlicher Kompetenz und mehr verrechenbaren Positionen, muss sich im Tarifkatalog abbilden lassen.

Sämtliche der hier aufgezeigten Umstände unterstreichen, dass das nicht zielführende System des Umverteilens endlich beendet werden muss. Der Versorgungsauftrag der Versicherungen muss wieder ernstgenommen und der Kuchen größer werden.

Thomas Szekeres für die Ärztekammerwahl Wien 2022
Von Thomas Szekeres

In politischen Kreisen gilt das Modell der Primärversorgungszentren, also ein Zusammenschluss von mindestens drei Ärzt:innen für Allgemeinmedizin mit Vertreter:innen anderer Gesundheitsberufe, als das Allheilmittel schlechthin. Politiker:innen sämtlicher Parteien sind der Überzeugung, die Primärversorgung mit solchen Zentren besser erbringen zu können und drängen deshalb auf die Gründung möglichst vieler dieser Einrichtungen. 

Aus unserer Sicht machen Primärversorgungszentren grundsätzlich durchaus Sinn, als alleiniges Modell wollen wir diese jedoch nicht begreifen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. So gestaltet sich in der Praxis die Zusammenarbeit mehrerer Kolleg:innen nicht immer friktionsfrei, darüber hinaus gibt es viele Ärzt:innen, die Einzelordinationen bevorzugen. Auch für die Patient:innen stellt sich die Situation unterschiedlich dar. Jüngere etwa favorisieren den kurzen Stopp in einem PVZ, Ältere bevorzugen in der Regel hingegen tendenziell die klassische Betreuung durch ihre Hausärzt:innen. Unserer Ansicht nach sollten beide Modelle offenstehen. Darüber hinaus gibt es auch Netzwerke, die eine engere Abstimmung mehrerer Einzelordinationen ermöglichen. 

Thomas Szekeres für die Ärztekammerwahl Wien 2022
Von Thomas Szekeres
Dr. Nina Böck  im Team Szekeres
und Nina Böck

Hausärzt:innen gelten ohne Zweifel als die absoluten Lieblinge der Patient:innen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. In der Regel sucht man sich seine Hausärztin bzw. seinen Hausarzt selbst aus und wird von dieser bzw. diesem oft ein Leben lang begleitet. Hausärzt:innen kennen ihre Patient:innen bzw. deren Umfeld und können bei Krankheit rasch helfen.

Was für Patient:innen selbstverständlich ist, gilt jedoch nicht für das System. Dieses kann bekanntlich nicht mit der gebotenen Wertschätzung aufwarten. Hausärzt:innen werden viel schlechter bezahlt als Fachärzt:innen. Weiters entscheiden sich oft insbesondere Frauen mit Kinderwunsch, wegen mangelnder finanzieller Absicherung im Falle einer Schwangerschaft, gegen den Schritt in die Selbstständigkeit. Daraus resultieren zunehmend Probleme im Zusammenhang mit der Nachbesetzung von Kassenstellen.

In manchen Bezirken werden aus diesem Grund bereits Förderungen ausgeschüttet. Unserer Ansicht nach sollte neben der Einführung der Fachärztin bzw. des Facharztes für Allgemeinmedizin, auch das Honorar an jenes der Fachärzt:innen angeglichen und somit wesentlich angehoben werden. Außerdem denken wir, dass innovative Karenzmodelle für werdende Mütter und Väter mit eigner Praxis geschaffen werden müssen. Damit würde man Hausärzt:innen die verdiente Wertschätzung angedeihen lassen und einen wichtigen Beitrag leisten, um die benötigten Stellen künftig leichter besetzen zu können. Darüber hinaus braucht es regionale Förderungen und günstige Finanzierungen bei der Ordinationserrichtung. Auf diese Weise sollte es auch gelingen, Engpässe in der Primärversorgung in den Griff zu bekommen.